RB Leipzig„Das kann nicht unser Anspruch sein”: Wie Domenico Tedesco den Auswärtsfluch besiegen und Konstanz bei RB Leipzig erzeugen will
Der Vorteil eines neuen Trainers ist, dass ihn schwarze Serien seiner Vorgänger nur bedingt interessieren müssen. Davon, dass RB Leipzig seinen letzten Auswärtssieg in der Bundesliga im Frühjahr feierte (4:1 gegen Bremen, 10. April), hat Domenico Tedesco „schon gehört. So richtig viele Punkte haben wir auswärts nicht geholt”, sagte er vor dem letzten Gastspiel des Jahres beim FC Augsburg (Mi., 20.30 Uhr) süffisant. Doch der neue Coach ist keiner, der sich damit lange aufhält.
„Das ist schwer erklärbar und kann nicht unser Anspruch sein. Grundsätzlich ist es wichtig, dass wir genauso mutig auftreten wie daheim”, sagte er lediglich. Seine Analyse der Auswärtsspiele ergab, dass es stets unterschiedliche Faktoren gewesen seien, die für Pleiten auswärts sorgten. Mal Konteranfälligkeit, mal die schlechte Verteidigung von Standards – oder alles zusammen wie beim 1:2 bei Union Berlin am Freitag vor zehn Tagen. An diesen Themen arbeitet Tedesco eh mit der Mannschaft, soweit das in den wenigen Einheiten in der englischen Woche überhaupt möglich ist. Dabei hat er beobachtet: „Die Mannschaft hat Bock, das Beste herauszuholen.”
Tedesco: „Die Art und Weise, wie du spielst, muss Vertrauen wecken”
Das muss sie am Mittwochabend beim Lieblingsrivalen Augsburg zeigen. „Augsburg hat immer Spieler, die eine gewisse Mentalität auf den Platz bringen, sie sind sehr geradlinig, nach Ballgewinnen geht es mit schnellen und robusten Spielern zügig in Richtung gegnerisches Tor, immer hinter die Kette”, warnte Tedesco.
Die Auswärtsschwäche weist auch auf das grundsätzliche Thema bei RB in dieser Saison hin: fehlende Konstanz. Bislang ist es in dieser Spielzeit noch nicht gelungen, mal drei Spiele am Stück zu gewinnen – weder wettbewerbsübergreifend, noch in der Bundesliga. An dieser Inkonstanz mit immer neuen Rückschlägen scheiterte letztlich Tedescos Vorgänger Jesse Marsch.
Doch wie will es nun der 36-Jährige schaffen, diese Stabilität wieder im Team zu verankern. „Die Art und Weise, wie du spielst, muss Vertrauen wecken. Die Spieler müssen verstehen, welche Idee wir haben und wir müssen verstehen, welche Idee die Spieler auch auf den Platz bringen können”, antwortete Tedesco. Das gelang beim 4:1 gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag mit einer Rückkehr zu mehr Kombinationsspiel und Ballbesitzphasen hervorragend. Gemeinsam mit dem Team arbeitet er derzeit Prinzipien aus, die das Spiel tragen sollen – sozusagen das gemeinsam erarbeitete Grundgesetz. Auch Julian Nagelsmann hatte diese Prinzipien, etwa 30 an der Zahl. Doch der aktuelle Bayern-Trainer brachte diese mit. Tedesco legt sie gemeinsam mit dem Team fest.
Auch Einwürfe sind für mehr Stabilität wichtig
Dazu arbeitet er an Details. „Standards, Einwürfe, Spieleröffnung, Pressing – aus allem kannst du Effekte generieren, die eine Mannschaft pushen. Wenn du Spiele gewinnst, entsteht ein Effekt. Spiele gewinnen hilft, positive Erlebnisse helfen, dass die Mannschaft dem Trainer zuhört und an ihn glaubt”, erklärte der Fußballlehrer.
Zwar legt er in den ersten Tagen den Fokus auf Lösungen mit Ball („Die Mannschaft lechzt nach Ballbesitz”), gibt dem Team aber auch gegen den Ball ausreichend Lösungen mit. „Es ist wichtig, dass die Mannschaft weiß, wie sie im Defensivspiel agiert”, so Tedesco. Anders als Marsch zu Beginn fragte er die Mannschaft, in welche Grundformation sie lieber verteidigen wolle und erkannte eine klare Präferenz für die Dreierkette. Auch das bringt Stabilität. Vor allem in der Restverteidigung und bei Standards wird die RB-Abwehr in Augsburg gefragt sein. (RBlive/ukr)