„Fahrig und unglücklich” Poulsen kassiert zweiten Platzverweis in zehn Jahren
Yussuf Poulsen versuchte gar nicht erst, gegen die Entscheidung zu protestieren. RB Leipzigs Stürmer war beim 0:1-Pokal-Aus in Wolfsburg gegen Mattias Svanberg eindeutig zu spät gekommen und sprang mit gestreckten Beinen in den Schweden hinein, obwohl der Ball bereits weg war. Gelb-Rot war die logische Folge. Der Routinier ärgerte sich wohl am meisten über sich selbst, schüttelte mehrfach ungläubig den Kopf und trabte mit sich selbst hadernd vom Platz (56.).
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Sieben Platzverweise seit Sommer 2021
Denn Poulsen ist zwar stets hoch engagiert, aber normalerweise immer fair und selten unbedacht. In 372 Spielen für RB war es erst der zweite Platzverweis für Leipzigs Rekordmann. Der erste, ebenfalls eine Gelb-Rote Karte, liegt acht Jahre zurück und ereignete sich in der 2. Liga gegen Eintracht Braunschweig. Überhaupt ist RB kein Team, das häufig dezimiert vom Platz geht. Sieben Gelb-Rote und Rote Karten kassierte Rasenballsport in den vergangenen zweieinhalb Jahren wettbewerbsübergeifend. Die kurioseste Sperre handelte sich wohl Kevin Kampl ein, der im DFB-Pokalfinale auf der Bank Gelb-Rot sah.
Die Platzverweise von RB Leipzig der Saison 21/22, 22/23 und 23/24:
- 31.10.23: Gelb-Rot, Yussuf Poulsen, 2. Runde DFB-Pokal 23/24, 0:1 beim VfL Wolfsburg
- 02.05.23: Rot, Josko Gvardiol, Halbfinale DFB-Pokal 22/23, 5.1 beim SC Freiburg
- 23.04.23: Gelb-Rot, Dominik Szoboszlai, 29. Spieltag Bundesliga 22/23, 0:2 gegen Bayer Leverkusen
- 13.08.23: Rot, Dominik Szoboszlai, 2. Spieltag Bundesliga 22/23, 2:2 gegen den 1. FC Köln
- 21.05.22: Rot, Marcel Halstenberg, DFB-Pokalfinale 21/22, 5:3 n.E. gegen den SC Freiburg
- 21.05.22: Gelb-Rot, Kevin Kampl, DFB-Pokalfinale 21/22, 5:3 n.E. gegen den SC Freiburg
- 15.09.21: Gelb-Rot, Angeliño, Champions-League-Gruppenspiel 21/22, 3:6 bei Manchester City
Rose lobt den Referee
„Der Schiedsrichter hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Man kann die Gelb-Rote Karte so geben”, befand Trainer Marco Rose. „Yussi hat in der ersten Halbzeit viel auf die Socken gekriegt. In der Szene kommt er ein bisschen zu spät, zieht sogar noch weg, er zieht nicht durch”, betonte der Coach. „Trotzdem kann man das so geben.” Sicher war bei Poulsen in der Szene auch etwas Frust ob des schwierigen Spiels dabei.
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Danach machte RB zwar auch zu zehnt weiterhin das Spiel (Ballbesitz 66 Prozent), doch anders als im DFB-Pokalfinale 2022, als die Leipziger nach der Roten Karte gegen Marcel Halstenberg über sich hinaus gewachsen waren, gelang es Rasenballsport nicht, zu zwingenden Torchancen zu kommen.
Gulacsi: „Genau in der Phase ganz nah dran, ein Tor zu schießen”
Es gab zwar keinen großen Bruch im Spiel, doch der Platzverweis erschwerte die zarten Bemühungen der Anfangsphase der zweiten Hälfte, klarer und kreativer in des Gegners Hälfte zu agieren. „Wir sind sehr gut aus der Pause gekommen, das hat man in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte gesehen. Aber die Gelb-Rote Karte macht alles nicht einfacher”, kommentierte Trainer Marco Rose.
Und auch Keeper Peter Gulacsi ärgerte sich über die selbst verursachte Schwächung. „Das kann mal passieren, es war ein hartes Spiel mit vielen Zweikämpfen. Aber das ist sehr unglücklich für uns, weil wir genau in der Phase ganz nah dran waren, ein Tor zu schießen.” In der Tat lief kurz zuvor eine sehenswerte Kombination über Poulsen und Openda, die Hoffnung auf mehr Klasse und Präzision in den zweiten 45 Minuten machte.
Schröder: „Alles fahrig und unglücklich”
So blieb der Platzverweis symptomatisch für das RB-Spiel. „Es war alles ein bisschen fahrig und unglücklich, wir sind sehr selbstkritisch alle miteinander, dass das nicht unser bestes Spiel war”, analysierte Sportdirektor Rouven Schröder.
Ein Spiel Sperre nimmt Poulsen nun mit in die neue DFB-Pokal-Saison. In der ersten Runde ist der Stürmer gesperrt. In der Liga in Mainz darf er an diesem Samstag wieder spielen.