Rose verteidigt bevorzugung Sesko "on fire": Wie geht Yussuf Poulsen damit um?
Seit dem Jahreswechsel ist Benjamin Sesko bei Trainer Marco Rose gesetzt. Wieviel Anteil hatte sein Berater an der Beförderung zum Stammstürmer? Und was macht das mit dem zurückgestufen Yussuf Poulsen?
Leipzig - Für die Bundesliga-Partie gegen Borussia Mönchengladbach hat RB Leipzig einen Bestseller reaktiviert. Es ist das schwarze Shirt aus der Vorsaison, ein Kracher in den Fanshops, das für das Samstagabendspiel (18.30 Uhr) dezent modifiziert wurde. Flammen steigen Richtung Halsausschnitt auf, hinten am Revers steht: „Leipzig on fire“.
RB auf Rang fünf: Viel darf nicht mehr schiefgehen
Sie können’s gebrauchen, die Sachsen, die in der Liga den eigenen Ansprüchen hinterhasten, drei Punkte ist der Abstand auf Rang vier und Borussia Dortmund groß. Viel darf also nicht mehr schiefgehen.
Lesen Sie hier: die mögliche Startelf gegen Gladbach
Für den Trainer des Tabellenfünften, Marco Rose, könnte es deshalb eine Erleichterung sein, dass er sich wenigstens mit der Aufstellung nicht groß herumquälen muss. „Alle sind gesund und fit, also voller Kader“, sagte der 47-Jährige gestern, wonach die Chancen, dass Leipzigs Stürmer Benjamin Sesko in der Startelf stehen wird, ziemlich groß sind. Er hat die vergangenen sechs Spiele immer begonnen.
Für den 20 Jahre jungen Stürmer würde sich damit ein schöner Kreis schließen, weil er nach seinem Sommerwechsel aus Salzburg im Hinspiel gegen Gladbach das erste Mal in einer RB-Anfangsformation stand. Ein Tor sprang nicht heraus, der Gesamteindruck war okay, mehr aber auch nicht. Bis zur Winterpause blieb dem 24-Millionen-Euro-Zugang nur die Rolle des Ersatzspielers.
Sesko nach Leipzig: Was war der Deal?
Ein knappes halbes Jahr später hat sich das Blatt grundlegend geändert, denn wenn einer gerade „on fire“ ist, dann der Slowene. In den vergangenen vier Spielen traf er jeweils einmal, wobei ihm das vierte - am Mittwoch gegen Real - allerdings aus unerfindlichen Gründen aberkannt wurde.
Lesen Sie hier: So will RB "Papa" Henrichs halten
Seskos Beförderung zum Erste-Garde-Spieler begründete RB-Trainer Rose unlängst mit dessen feinem Trainingseifer im Vorbereitungscamp, Januar im spanischen La Manga. Zur Wahrheit könnte aber auch gehören, dass der Berater Druck gemacht hat. Den talentierten Youngster überhaupt nach Leipzig geholt haben zu können, soll an Bedingungen geknüpft gewesen sein. A) der Einbau einer 50-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel, die bereits in diesem Sommer greift, und B) Spielzeit.
Den Deal ausbaden muss derzeit RB-Routinier Yussuf Poulsen. Obwohl in guter bis teilweise bestechender Form Ende des Jahres, findet sich der Däne seit Januar auf der Bank wieder. Grollt er?
Rose versichert: Poulsen hat guten Draht zu Sesko
Rose ist zuletzt sehr darum bemüht gewesen, den Kabinen-Unmut über Poulsens Zurückstufung, der hier und da kolportiert wird, klein zu halten. Auch gestern wieder auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen seinen Ex-Club.
Lesen Sie hier: Dieser Topklub will angeblich Ex-RB-Coach Rangnick
"Yussi geht sehr professionell damit um", versicherte der RB-Trainer. "Er hat einen unglaublich guten Draht zu Sesko. Er hat sogar einen Anteil an dessen Entwicklung, denn sie reden viel miteinander und schieben Extra-Schichten. In der Winterpause hat Benji eben so gut trainiert und gespielt, dass der Trainer ihm auch mal die Gelegenheit geben muss, sich zu zeigen."
Unabhängig davon sind Seskos Talente im Spiel aufs Tor unbestritten: Er ist schnell, technisch beschlagen, in der Luft ein As. Nun kommen auch noch defensive Anlaufqualitäten und eine Arbeiter-Einstellung dazu.
Ausstiegsklausel: Sesko nach nur einem Jahr weg?
Rose lobte die Entwicklung neulich, die zu zehn Treffern in 18 Pflichtspielen geführt hat. „Er entwickelt sich toll, gibt unserem Spiel unheimlich viel, er ist ein großes Talent.“ Nach seinem bislang besten Spiel, dem gegen Real am Mittwoch, schwärmte auch Rouven Schröder: „Unfassbar, der Junge ist nicht aufzuhalten.“
Dass es bereits Abgangsgerüchte gibt, bleibt so nicht aus. Dass Sesko aber schon nach einem Jahr weiterzieht, wäre freilich ein Novum am Cottaweg. Noch nie hat ein Spieler RB nach nur einer Saison durch den Vordereingang verlassen.
Trikot "on fire"? Gegen Union ging es schief
Gleichwohl ist ein schnelles „Adijo“ nicht ausgeschlossen. Bereits nach seiner Verpflichtung von Red Bull Salzburg hatte der hochveranlagte Angreifer seinen Wechsel als „Zwischenschritt“ bezeichnet, natürlich als den „perfekten, weil der RB-Stil gut zu mir passt“. Wie lange diese Meinung vorherrscht, wird man im Sommer sehen.
Der Tabellenplatz dürfte dabei jedenfalls eine gewichtige Rolle spielen, was den Druck auf das Spiel gegen Gladbach erhöht. Schon einmal hat RB für eine Heimpartie ein Sondertrikot mit dem On-fire-Spruch anfertigen lassen. Und zwar für die gegen Union Berlin, Februar vor einem Jahr. Sie ging 1:2 verloren.