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RB LeipzigRB Leipzig gegen Paris St. Germain: Neymar und Mbappé zwischen Käsestand und Wintergemüse

Von Ullrich Kroemer 03.11.2021, 11:25

Die Szenerie ist typisch Leipzig: großes Kino auf lokaler Bühne. Vor den Ständen auf dem Wochenmarkt vor dem Steigenberger Hotel mitten im Stadtzentrum stapeln sich Kohlrabi und Lauchstangen; am Käsestand werden Molkereiprodukte kurz vor dem Ablaufdatum für nen „Fuffzcher” feilgeboten. Da rollt auch schon der Bus von Paris St. Germain mit dem stilisierten Logo des Eifelturms heran. An diesem Mittwoch gastiert PSG zum vierten Champions-League-Gruppenspiel bei RB (21 Uhr/DAZN). Gut 200 Schaulustige sind gekommen, um einen Blick aus der Nähe auf die beiden teuersten Fußballer der Welt zu erhaschen: Kylian Mbappé (180 Millionen Euro) und Neymar (222 Millionen).

Der zehn Jahre alte Jan trägt ein Trikot von Mbappé mit der Nummer 7, hält einen Fußballschuh durch das Absperrgitter und hofft auf Autogramme. Die Leipziger Polizei und etwa 20 Pariser Sicherheitsleute überwachen, dass den Stars keiner zu Nahe kommt. Der talentierte Nachwuchsfußballer Jan hat sich mit seiner Mutter Marion extra aus Köln auf den Weg nach Leipzig gemacht, um PSG zu sehen. Beim Spiel wird er mit seinem Großvater, der aus Leipzig kommt, im Stadion sein. Eigentlich sind sie auch wegen Lionel Messi hier, doch die Legende lässt sich wegen muskulärer Probleme entschuldigen.

Messis zweiter Leipzig-Besuch nach dem WM-Achtelfinale zwischen Argentinien und Mexiko 2006 (2:1 n.V.), als er an seinem 19. Geburtstag in der 84. Minute eingewechselt wurde, ist zum Leidwesen vieler Fans geplatzt. Doch Scheichklub Paris – mit knapp einer Milliarde Euro hinter Manchester City die zweitwertvollste Mannschaft der Welt – hat ja noch ein paar andere Superstars zu bieten. Mbappé und Neymar reihen sich mit ihren ersten Gastspielen in Leipzig in eine illustre Liste von Fußball-Weltstars ein, die bereits in der Messestadt aufliefen.

Maradona schrieb vom Busfahrer-Sitz aus Autogramme

1956 jubelten an die 120.000 Zuschauer im völlig überfüllten Zentralstadion Weltmeister Fritz Walter zu, als er bei einem Freundschaftsspiel zwischen Wismut Aue und dem 1. FC Kaiserslautern sein legendäres Hackentor erzielte. 1986 gab sich Europameister Michel Platini die Ehre in Leipzig; 1988 entfachte Diego Armando Maradona beim Europacup-Gastspiel mit dem SSC Neapel noch heute legendären Starrummel, als Fans das alte Hotel Merkur belagerten, Maradona im Stadion vom Busfahrersitz Autogramme gab und durchs Stadion erstmals die damals neue und heute aus der Mode gekommene La-ola schwappte.

2005 gastierte Ronaldinho mit der brasilianischen Nationalmannschaft zum Confed-Cup in Leipzig, ehe 2006 Zinedine Zidane und Messi zu WM-Partien ins neu erbaute Zentralstadion kamen. Von Zidanes Auftritt zeugt noch immer ein golden umrandeter Abdruck seines Stollenschuhs an der Stahltür zur Gästekabine, gegen die der verärgerte Superstar nach dem 1:1 gegen Südkorea wütend trat, weil er Gelb kassiert hatte und im nächsten Spiel gesperrt war. Auch Zlatan Ibrahimovic war schon einmal da, 2014 zum Freundschaftsspiel mit Paris gegen RB, als Terrence Boyd und Daniel Frahn sich um dessen Trikot stritten, bis der Superstar dem damaligen RB-Kapitän persönlich ein zweites in der Kabine vorbeibrachte, das heute gerahmt in Frahns Flur in Potsdam hängt.

Kein Gruß von Neymar an die Fans

Mbappé verlässt als Vorletzter das blaue Gefährt und deutet einen kurzen Gruß in die Runde an, bevor er im Luxushotel – in Leipzig das erste Haus am Platz – verschwindet; er bekommt den meisten Applaus. Neymar verlässt in einen langen Daunenmantel gehüllt den Bus, die Corona-Maske verdeckt sein Gesicht fast vollständig. Zu einer Geste kann sich der Brasilianer nicht hinreißen. Bei Twitter scherzt einer: „Soll sich PSG gerne mit reichlich Wintergemüse eindecken. Wenn sie dafür die Punkte dalassen.” Doch erstens nehmen die Pariser vom Gemüseangebot keine Notiz (Maradona hätte 1988 sicher mit einem Kohlkopf jongliert). Und zweitens ist PSG mit Neymar, der im Hinspiel fehlte, eher noch stärker als mit Messi, der beim 3:2-Sieg der Pariser im Hinspiel vor zwei Wochen doppelt traf. Der Zehner aus Südamerika ist besser in Form, präsenter im Spiel, noch schwerer als schwimmender Spieler zwischen den Linien zu greifen, provoziert mehr und kann auch aus der Distanz gefährlicher aufs Tor schießen.

Apropos Distanz: Jan aus Köln packt seine Fußballschuhe ohne Unterschriften seiner Helden wieder ein, als sich der Pulk auflöst und die Spieler im Hotel verschwunden sind. Auf dem Wochenmarkt geht der Betrieb weiter.

Update: Später nahmen sich einige PSG-Stars Zeit für ein Foto mit dem behinderten Fan Thomas, der am Hoteleingang hinter die Absperrung gelassen wurde, wie LVZ-Reporter Guido Schäfer twitterte.

(RBlive/ukr)