Abgeschoben nach Salzburg? Schröder erklärt seine Versetzung
Plötzlich nicht mehr in der Verantwortung in Leipzig, sondern in Salzburg: Rouven Schröder wechselt vom einen Red-Bull-Krisenherd zum nächsten. Warum tut er sich das an?
Leipzig/Salzburg – Rouven Schröder saß am Montagmittag mit einem Red-Bull-Anstecker am Revers seines schwarzen Sakkos auf dem Pressepodium, doch der Dialekt der Fragesteller war nicht mehr sächsisch, sondern österreichisch. Der bisherige Sportdirektor von RB Leipzig, der den aktuellen Kader verantwortet hat, bekleidet ab sofort die neu geschaffene Position des Sport-Geschäftsführers von Red Bull Salzburg. Eine konzerninterne Umbesetzung sozusagen.
In Leipzig hatten sie mit Sportchef Marcel Schäfer und eben Schröder zwei Manager von ähnlichem Kaliber. In Salzburg, wo es derzeit ebenso an allen Ecken und Enden klemmt und der Abstand auf Tabellenführer Sturm Graz bereits 14 Punkte beträgt, war Schröders Expertise offenbar mehr gefragt als beim Konzernflaggschiff in Leipzig. Im Netz wurde die Delegierung mit der Versetzung von Versicherungs-Abteilungsleiter Bernd Stromberg in der gleichnamigen Kultserie in die Filiale nach Finsdorf verglichen.
Schröder: „Ich tue mir gar nix an”
„Ich bin absolut überzeugt, der richtige Mann am richtigen Ort zu sein, um zu helfen. Es geht darum, eine Trendumkehr herzustellen”, sagte der Sauerländer Schröder bei seiner Vorstellung in der Mozartstadt. Er wolle dem schwer angezählten Trainer Pepijn Lijnders ein „Sparringspartner sein, um in die Köpfe reinzukommen und zum Kern vorzustoßen”.
Warum sich Schröder das antue, wollte gleich der erste österreichische Kollege wissen. Schließlich sei der Schritt in die kleine österreichische Liga doch ein Abstieg. Schon allein diese Einschätzung motiviere ihn, antwortete Schröder. „Ich tue mir gar nix an, und das ist für mich alles andere als ein Abstieg, sondern als Geschäftsführer ein Aufstieg.” Mehr Verantwortung trägt Schröder beim Champions-League- und Klub-WM-Teilnehmer zweifelsohne, doch in der Klubhierarchie im Red-Bull-Reich ist Salzburg nur die Nummer zwei.
Zwischen Trinkhalle in Essen und Verhandlungen mit den Scheichs
Nach Leipzig war Schröder vor 20 Monaten als zweiter Mann hinter seinem Freund Max Eberl gekommen. Doch nach Eberls plötzlichem Abgang hatte der 49-Jährige ab Oktober 2023 bis August 2024 gemeinsam mit Trainer Marco Rose plötzlich die alleinige Verantwortung. Er war hauptverantwortlich für die Kaderplanung; Sportchef Marcel Schäfer kam erst, als die Transferperiode schon so gut wie beendet war. Schröder galt in seiner Zeit bei RB als angenehm authentischer, direkter und bodenständiger Macher mit Beharrlichkeit bei Transferverhandlungen, „ein Kumpeltyp, der auch mal einen rauen Ton anschlagen kann”, wie er sich selbst beschreibt. Einer, der die Trinkhallen in Essen kennt und auch in Verhandlungen mit Paris St. Germain eine gute Figur abgibt. „Es geht auch um das Zwischenmenschliche, Authentizität und Empathie”, hatte er bei einem Interview vor einem knappen Jahr betont. Schröder nahm man solche Sätze ab.
Gemeinsam mit Rose schaffte er es, Xavi Simons erneut auszuleihen oder Antonio Nusa zum Schritt nach Leipzig zu bewegen. Doch Schröder muss sich auch ankreiden lassen, teure Flops wie Eljif Elmas verpflichtet und die Größe und Leistungsfähigkeit des Kaders nicht optimal eingeschätzt zu haben. Spieler wie etwa Arthur Vermeeren und Assan Ouédraogo haben zweifelsohne Talent, können aber (noch) nicht höchsten (Meister-)Ansprüchen gerecht werden. Auch Nusa fehlt noch Erfahrung, um Dani Olmo zu ersetzen. Doch natürlich konnte auch Schröder in Leipzig nicht frei agieren, sondern war an Konzern-Richtlinien gebunden.
Salzburg wieder zum Talentepool für RB Leipzig machen
In Salzburg hat er nun den Auftrag, den Klub nicht nur wieder wettbewerbsfähig, sondern auch wieder zum Entwicklungspool für RB Leipzig zu machen. Diese Transferquelle versiegte seit dem Abgang von Sportdirektor Christoph Freund zum FC Bayern. Der künftige Red-Bull-Fußballchef Jürgen Klopp dürfte diesen Vorgang zumindest abgesegnet haben, um seinen langjährigen Co-Trainer Lijnders Unterstützung an die Hand zu geben, damit dieser möglichst noch im Amt ist, wenn Klopp am 1. Januar beginnt
Aus Leipzig war zu hören, dass es gewisse Aufgaben- und Kompetenzüberschneidungen zwischen Schäfer und Schröder gegeben habe und Schäfer durchaus ganz gut allein klarkomme. Nun muss sich der Sportchef in der Krise und seiner bevorstehenden ersten Transferphase ohne Sportdirektor bewähren; Sportreferent Sebastian Schuppan dürfte einige von Schröders Aufgaben übernehmen. Ob seine Position nachbesetzt wird, ist noch unklar. Für Identifikation und Konstanz sorgt eine plötzliche Personalrochade wie diese jedenfalls nicht.