Einordnung zur Trainerdiskussion Fünf Gründe, warum RB weiter an Marco Rose festhält
Ist Marco Rose trotz der Krise bei RB noch der richtige Trainer? Fünf Gründe, warum es richtig ist, dass die Bosse weiter auf den 48-Jährigen setzen. Doch es gibt auch ein großes Aber.
Mailand/Leipzig – Jeweils fünf Pleiten in der Champions League und Spiele ohne Sieg; dazu die spielerische Rückentwicklung in den vergangenen Monaten – es hat schon RB-Trainer gegeben, die in Leipzig nach weniger schlechten Serien ihren Posten hatten aufgeben müssen.
Doch auch nach der Niederlage in Mailand hat Marco Rose noch Kredit bei der Konzern- und Klubführung und muss nicht akut um seinen Job fürchten. Das hat fünf Gründe.
Erstens war die zweite Hälfte im San Siro immerhin hinsichtlich Spielkontrolle und Dominanz ein Lebenszeichen und Plädoyer der Mannschaft für den Trainer, auch wenn kaum gefährliche Situationen heraussprangen.
Den Bossen ging es jedoch neben dem bloßen Ergebnis auch um die Art und Weise, wie die Mannschaft auftritt. Aus der Mannschaft ist kein schlechtes Wort über Rose zu hören, die Spieler stellten sich sogar explizit vor den Coach.
Kein Schnellschuss
Zweitens will RB Leipzig, sofern es irgend geht, seinen Trainer nicht mitten in der Saison wechseln – schon gar nicht vor der Winterpause. Und das ist richtig und nachvollziehbar. Auch ein neuer Coach könnte in der aktuellen Phase mit nur 14 gesunden Feldspielern nicht viel bewegen und sich schnell verbrennen.
Außerdem sind kaum geeignete Kandidaten verfügbar, die nicht nur Verlegenheitslösungen wären, sondern Fußballlehrer mit Zukunft. RB will nach den schnellen Rochaden vor Rose mehr Kontinuität auf dem Trainerposten und sich nicht als Klub der schnellen Trainerwechsel etablieren. Auch mal gemeinsam durch eine Krise zu gehen, zeigt Haltung, wenn es denn die Perspektive gibt, dass sich die Situation verbessert.
Drittens verdient Rose die Chance, in der kurzen Winterpause mit dann wieder genesenen Spielern wie Xaver Schlager, David Raum und vor allem Xavi Simons aus der Negativspirale herauszufinden und zu zeigen, dass er das Team spielerisch verbessern und tatsächlich entwickeln kann. Im Sommer hatte er so gut wie keine Vorbereitung mit wichtigen Zugängen wie Arthur Vermeeren, Xavi Simons und Antonio Nusa sowie diversen EM-Fahrern. Im Winter hätte Rose endlich die Chance, bitter notwendige neue Inhalte nachzuholen und einstudieren zu lassen. Doch dazu müssen er und sein Staff sich öffnen und die richtigen Schlüsse aus den Analysen ziehen.
Klopp bringt 2025 neue Impulse
Viertens: Ehe Jürgen Klopp seinen Job zu Jahresbeginn antritt, sollte, sofern es noch vertretbar ist, möglichst keine Entscheidung getroffen werden. Der neue Red-Bull-Fußballchef könnte mit seinen Analysen wichtigen inhaltlichen Input liefern, der einerseits Rose und das RB-Spiel voranbringt und andererseits Beratung in der Trainerfrage leistet. Doch aktuell ist „Kloppo” noch im Urlaub, den er auch voll nutzen sollte, um nach den zehrenden Jahren in Liverpool neue Kraft zu tanken.
Fünftens: Sollte die Leistung der Mannschaft auch mit den Rückkehrern in der Rückrunde – vor allem Richtung Spielidee und Kreativspiel – weiter stagnieren, wäre eine saubere Trennung zum Saisonende möglich. Dann könnte geordnet ein Trainer vom Schlage eines Sebastian Hoeneß übernehmen, der mit Stuttgart nachgewiesen hat, dass er Mannschaften im Kombinations- und Positionsspiel entwickeln kann und Einzelspieler regelrecht an ihre Leistungsspitze katapultiert.
Zwei Spiele von großer Bedeutung
Aber: Sollte sich das Team jetzt gegen Wolfsburg und im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt nicht fangen und wieder verlieren, wäre Rose nach dann sieben sieglosen Spielen nicht mehr zu halten. In der Liga trennen RB nur vier Punkte von einem Nicht-Europapokalplatz; Oliver Mintzlaff wird es nicht dulden, wenn sein Klub weiter an Boden verliert und aus den Rängen, die die großen Geldtöpfe bedeuten, herausrutscht.
Und auf den Pokal legt RB besonderen Wert, um sich zumindest eine Titelchance zu erhalten. Aus Vereinskreisen heißt es, dass gerade das Pokalspiel gegen die Eintracht keinesfalls verloren gehen darf. Sonst wäre eine vorzeitige Trennung unausweichlich. Aber noch ist Gelegenheit, dieses Not-Szenario abzuwenden.