RB LeipzigWie Chili auf Sodbrennen: RB Leipzigs Spieler in der Einzelkritik
Timo Werner freut sich beim 2:2 (2:0) gegen Lyon zum ersten Mal über eine Auswechslung, Matheus Cunha verärgerte als schlechte Ronaldinho-Kopie seinen Trainer und Diego Demme will kein Raubein mehr sein. Die Spieler von RB Leipzig in der Einzelkritik.
Peter Gulacsi: Kassierte zwei Tore. Beim ersten fiel er am kurzen Pfosten in ein Sekunden-Koma und wachte erst wieder auf, als der Ball im langen, oberen Eck einschlug. Den zweiten Lyoner Treffer hätte er an guten Tagen mit dem Fuß rausgekrazt. Hatte aber keinen guten Tag. Note: 4.
Nordi Mukiele: War Co-Autor beim ersten Treffer, als er den Schützen Houssam Aouar versuchte, mit einem Trippeltänzchen zu verunsichern. Blieb aber wirkungslos. Ansonsten: viel Aufregung für den Franzosen beim Spiel in der Heimat, und Aufregung wirkt beim jungen Abwehrmann bekanntlich wie Chili auf Sodbrennen. Note: 3,5.
Dayot Upamecano: Von wegen, der Franzose ist erst 21! Mental agiert „Upa”, als sei er 31 – von Kopf bis Fuß durchgereift. Verhinderte mit der Fußspitze den 1:2-Anschlusstreffer kurz vor der Pause. Um seine Weltklasse bis Weihnachten aufrecht zu erhalten, gab ihm Nagelsmann aber ab der 55. Minute eine Pause. Sah leider Gelb und fehlt deshalb im Hinspiel des Achtelfinales. Das wiegt schwer, denn der U21-Nationalspieler ist derzeit schwer zu ersetzen. Note: 2,5.
Lukas Klostermann: Mister Nice Guy ist auch Mister Zuverlässig. Musste mal wieder in der Innenverteidigung ran, diesmal auf der noch ungewohnteren linken Position, und erledigte den Job mit der gewohnten Akkuratesse. Note: 2,5.
Marcelo Saracchi: Freestyle auf dem Acker? Die scharfe Kritik am Vortrag einiger Ersatzspieler traf auch den kleinen Uruguayer. War von der 1. bis zur 94. Minute mit dem Champions-League-Niveau der Partie überfordert und am 2:2 unmittelbar beteiligt. Sollte zum Reifen im Winter zu einem weniger ambitionierten Trainer wechseln. Nagelsmanns Ambitionen dürften für ihn eine Nummer zu groß sein. Note: 5.
Diego Demme: War durch das Fehlen seines Sechser-Buddy's Konrad Laimer dieses Mal eher als Raubein statt wie zuletzt als Primaballerina gefragt. Erledigte seine Aufgabe mit ungewohnter Nachlässigkeit. Gewann nur 33 Prozent seiner Zweikämpfe und leitete mit einem Fehlpass das 1:2 ein. Note: 4.
Amadou Haidara: Pauvre, Amadou! Ist eigentlich eine Mischung aus Acht und Zehn, sprich im offensiven Zentrum zu Hause. Darf bei RB aber nur als Abräumer ran. Musste auch dieses Mal auf der Sechs zentral vor der Abwehr spielen, was er mit einer Zweikampfquote von armen 40 Prozent quittierte. Ist zudem das Menetekel seines Trainers. Stand bislang vier Mal in der Startelf, vier Mal konnte Nagelsmann diese Spiele nicht gewinnen. Note: 4.
Christopher Nkunku: Ist hart im Nehmen, wie die Gegenstände bewiesen, die ihm Mitte der ersten Halbzeit bei einer Ecke um die Ohren flogen: Mandarinen, Becher, Flaschen. Ein Fan war sogar derart sauer auf den früheren Profi von Paris St. Germain, dass er seinen Autoschlüssel nach ihm warf. Leitete mit einem schönen Umfaller das 2:0 ein, war nach der Pause aber genauso indisponiert wie ein Großteil seiner Kollegen. Note 3.
Emil Forsberg: Gewann das interne Elferschützen-Duell gegen Timo Werner. Während sein Topstürmer-Kollege Mühe hatte, seinen Strafstoß zum 2:0 unterzubringen, verwandelte der Schwede seinen mit großer Lässigkeit. Ein Elfer wie an der Fifa-Konsole. Hinterließ zuvor und danach aber keinen weiteren nennenswerten Eindruck. Immerhin: Bis zur Pause mühte er sich noch, die unbeliebteste Vorgabe seines Trainers umzusetzen: das „Nachverteidigen". Note: 3.
Yussuf Poulsen: War an beiden Treffern beteiligt. Beim ersten legte er gekonnt eine Foul-Falle aus, in die OL-Keeper Anthony Lopes blinden Auges hineinflog. Beim zweiten Elfer-Treffer hatte er den Pass auf den später gefoulten Nkunku gespielt. War ansonsten unauffällig und wirkt nach seiner Verletzungspause wie die Ausgabe seines ersten Jahres bei RB. Hatte nach der Pause einmal das Glück, dass sein Schuss überhaupt das Tor-Aus erreichte. Note 3.
Timo Werner: Machte einen zufriedenen Eindruck, als ihn Nagelsmann in der 55. Minute ausgewechselt hat: Endlich mal frei! Schoss das 2:0, aber der Elfer-Schuss über Lopes' Fingerspitzen war genauso uninspiriert wie ein Großteil seiner Aktionen im Spiel. Note: 3.
Ethan Ampadu: Scheint durch seine Rastafari-Mähne besonders anziehend für Schläge gegen seinen Kopf zu wirken. Musste zuletzt mit Wales einen hinnehmen und bekam auch gegen Lyon einen unters Kinn. Steckte den aber genauso gut weg wie seine Aufgabe, Upamecano zu ersetzen. Blieb weitgehend fehlerfrei, was angesichts seiner letzten Auftritte ein Leistungssprung gewesen ist. Note: 3.
Matheus Cunha: Spielt aktuell wie die schlechte Kopie des früheren Zirkus-Fußballers Ronaldinho, was in Deutschland als „Hacke-Spitze-Einzweidrei" verpönt ist. Dribbelte zudem in langen Unterhosen auf, was ihn zusätzlich Sympathien bei seinem deutschen Trainer gekostet haben dürfte. Muss seine Sommer-Version reaktivieren, als er noch Nagelsmanns Liebling gewesen ist, sonst wird er vielleicht ja doch im Winter gegen Salzburgs Erling Haaland getauscht. Note: 5.
(RBlive/mhe)