RB-Legenden im Schaufenster Trifft der Umbruch die Richtigen?
Bis zu 13 Spieler sollen RB Leipzig im Sommer verlassen, auch alle alten Helden können bei Angeboten gehen. Doch hat der Klub die richtigen Schwachstellen ausgemacht?

Leipzig – RB Leipzig steht mal wieder vor einer Transferperiode des Umbruchs. Das war schon 2022/23 so, als elf Spieler für 180 Millionen Euro neu dazukamen und zehn für 243 Millionen Euro den Klub verließen. Vergangene Saison ebenso, als neun neue Spieler kamen (120 Millionen) und fünf gingen (100 Millionen). Doch nie war die Notwendigkeit eines Neuaufbaus des Kaders größer als nach dieser quälend zähen Saison, in der RB Leipzig entweder erstmals komplett leer ausgeht oder sich mit dem Trostpreis Conference League begnügen muss.
Dabei gibt es einen gravierenden Unterschied: In den vergangenen Jahren musste der Kader hauptsächlich deswegen verändert werden, weil begehrte Topspieler wie Dani Olmo, Dominik Szoboszlai und Josko Gvardiol zu Spitzenklubs weiterzogen. Diesmal muss vor allem radikal erneuert werden, weil zu viele Spieler den Ansprüchen nicht gerecht werden.
Sesko und Xavi Simons sollen 150 Millionen Euro bringen
Aktuell kursieren medial bereits Listen der Streichkandidaten. Neun Namen aus dem aktuellen Kader könnten dem Neuaufbau zum Opfer fallen, dazu kommen vier weitere Leihspieler, die keine Zukunft am Cottaweg haben. Doch nach RBlive-Informationen müssen nicht alle 13 Transfers zwingend in dieser, sondern könnten auch innerhalb der nächsten zwei Transferperioden bis Sommer 2026 über die Bühne gehen.
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Als klare Verkaufskandidaten gelten Benjamin Sesko und Xavi Simons, die per Ausstiegsklauseln für zusammen etwa 150 Millionen verkauft werden sollen und die fehlenden Einnahmen aus der Champions League kompensieren könnten.
Beide Spieler würde Rasenballsport jedoch nur bei einem entsprechenden Angebot abgeben, auch wenn die Jungstars selbst nur bedingt Lust auf eine Saison ohne Europapokal oder in der Conference League haben dürften.
Teures Missverständnis
Die zweite Gruppe ist die der Routiniers: Amadou Haidara, Kevin Kampl, Yussuf Poulsen, Lukas Klostermann, Torhüter Peter Gulacsi und selbst Kapitän Willi Orban stehen im Schaufenster. Zwar haben alle noch Vertrag, doch Sportchef Marcel Schäfer kündigte „offene und ehrliche Gespräche an”, in denen er den Kandidaten ihre (mangelnde) Perspektive aufzeigen wird.
Als teures Missverständnis stellte sich bislang die Verpflichtung von Lutsharel Geertruida heraus (20 Millionen Euro), für den RB keine wirkliche Verwendung hat und der den Klub selbst gern verlassen würde.
Dazu müssen für die Leihspieler Timo Werner (Tottenham), André Silva (Werder), Eljif Elmas (FC Turin) und Ilaix Moriba (Celta Vigo) neue Klubs gefunden werden. Ein immenses Pensum für Schäfer, den Sportlichen Leiter Sebastian Schuppan sowie das Red-Bull-Team um Jürgen Klopp.
Kaderplätze versus Kabinenspirit
Doch der Umbruch sollte bei aller Notwendigkeit mit Fingerspitzengefühl und nicht aktionistisch vollzogen werden. Gulacsi (35 Jahre) und Orban (32) gehörten trotz ihres Alters zu den wenigen tragfähigen Stützen des wackeligen RB-Gebildes und werden dringend gebraucht, um den Spirit vergangener Tage weiterzutransportieren. Wer soll den Geist vergangener Tage vermitteln, wenn keiner der alten Helden mehr da ist? Gulacsi, der in der Krise häufig als einziger glänzte, macht auch bislang keine Anstalten, seinen Platz freiwillig für Nachfolger Maarten Vandevoordt zu räumen.
Zwar lag die Misere auch nicht an den Ergänzungsspielern Poulsen, Kampl und Klostermann, doch das Trio setzte auch nicht die nötigen Impulse und machte genügend Druck auf die jüngeren Kollegen. Insofern wären diese Abgänge durchaus sinnvoll, um Platz im Kader für frisches, entwicklungsfähiges und vor allem williges und mutiges Personal zu machen.
Das RB-Spiel steht und fällt jedoch mit den zentralen und offensiven Mittelfeldspielern. Da müsste der Klub vor allem ansetzen und auch hinterfragen, ob Spieler wie Nicolas Seiwald und Christoph Baumgartner den Ansprüchen genügen. Beide sind freundliche Typen, haben aber höchstens in Ansätzen das gezeigt, was nötig ist, um wieder Champions-League-Niveau zu erreichen.
Beide sollen wohl aber bleiben dürfen und helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Haidara hingegen könnte gehen; in Ezechiel Banzuzi (OH Leuven) hat RB für 16 Millionen Euro bereits einen groß gewachsenen zentralen Mittelfeldspieler als ersten Zugang verpflichtet. Viele weitere Neue werden folgen.