RB LeipzigRalf Rangnick im Sportstudio: „Alle Top-Trainer sind anstrengend“
Als Champions-League-Trainer war Ralf Rangnick am Samstagabend im “Aktuellen Sportstudio“ des ZDF zu Gast. Der Trainer und Bald-Wieder-Sportdirektor von RB Leipzig sprach mit Moderatorin Dunja Hayali über verschiedene Themen. Zuvor hatte der Trainer mit einem 2:1-Heimsieg gegen den SC Freiburg den Einzug in die „Königsklasse“ vorzeitig perfekt gemacht. Wir haben die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.
Ralf Rangnick sagte im ZDF-Sportstudio über…
… die Saison und den Einzug in die Champions League: „Viel besser hätte man die Saison nicht beenden können. Theoretisch können wir zwei Plätze höher stehen, aber das war nach der Hinrunde nicht mehr realistisch. Die Rückrunde war einfach grandios. Was die Jungs in den letzten Wochen geleistet haben, Chapeau! Es macht riesigen Spaß, ein Teil dieser Entwicklung zu sein.“
… die Verpflichtung Julian Nagelsmanns: „Ich kenne ihn noch aus meiner Hoffenheimer Zeit, aus meinem letzten Jahr dort 2010/11. Er war damals U16-Trainer und mit 23 Jahren einer der jüngsten Trainer im Nachwuchs überhaupt. Schon damals war für mich abzusehen, dass er in der Bundesliga landen wird. Man muss sich mal die Entwicklung anschauen: Er hat Hoffenheim vor dem Abstieg gerettet und sie dann zwei Mal ins internationale Geschäft geführt. Es würde mich auch nicht überraschen, wenn die TSG am Ende der Saison noch Vierter wird.“
… die Zusammenarbeit mit Julian Nagelsmann: „Alle Top-Trainer, egal ob das vor 25 Jahren Arrigo Sacchi war oder ob das jetzt ein Pep Guardiola, Thomas Tuchel oder Jürgen Klopp ist – ich nehme mich da auch nicht aus – die sind glaube ich alle anstrengend. Du musst Spieler nerven, jeden Tag aufs Neue, weil du sie entwickeln willst. Das macht Julian auch jeden Tag. Wenn zwei solche Fachleute zusammenarbeiten – warum soll das nicht funktionieren? Julian Nagelsmann hat das Sagen auf dem Platz und in der Kabine, ich werde wieder auf der Tribüne sitzen und nicht mehr auf der Bank. Julian hatte freie Auswahl, er hätte überall hingegen können. Aber wenn sich ein intelligenter junger Mann bewusst für uns entscheidet, dann hat er sich dabei schon etwas gedacht.“
… über Hass-Plakate beim Derby BVB gegen Schalke: „Das ist völlig krank, anders kann man das nicht nennen. Das gehört bestraft. Hoffentlich lässt sich rausfinden, wer so etwas ins Stadion mitnimmt. Das geht überhaupt nicht!“
.. über den Elfmeter von Bayern München im DFB-Pokal gegen Werder Bremen: „Das war niemals ein Elfmeter. Ich habe nicht verstanden, warum sich der Schiedsrichter selber in so einer Szene nicht absichert. Als Schiedsrichter muss ich mir das anschauen, dafür ist der Videobeweis da. Da kann ich den Ärger der Bremer verstehen, wenn durch so einen Elfmeter das Spiel entschieden wird.“
… zum Elfmeter für RB gegen Freiburg: „Ich hätte ihn nicht gegeben und kann den Ärger von Christian Streich verstehen. Mit Handspiel und Elfmetern ist kein Problem des Videoschiedsrichters, sondern der Regelauslegung. Und da haben wir dringenden Nachholbedarf, wir haben jede Woche solche Diskussionen.“
… zur Zukunft von Stürmer Timo Werner: „Er hat einen unterschriftstreifen Vertrag von uns vorliegen, den er leider noch nicht unterschrieben hat. Für mich als Trainer war wichtig, Timo wieder in gute Verfassung zu bringen – das sah vor ein paar Wochen noch anders aus. Alles andere besprechen wir nach der Saison. Ich habe Timo und seinem Berater allerdings auch gesagt: Wir sind an seiner großartigen Entwicklung beteiligt. Er ist den Weg gegangen, aber wir alle standen ihm dabei zur Seite. Und wir wollen zu Recht nicht, dass er in einem Jahr ablösefrei geht.“
… über sein Leben nach der Burnout-Erkrankung: „Ich bin ein Mensch, der eher zu viel als zu wenig Energie in sich hat. Das war plötzlich anders. Ich habe keine Energie mehr gespürt, wollte am liebsten gar nicht aufstehen morgens. Als Bundesliga-Trainer kannst du dich aber nicht einfach krankschreiben lassen. Ich musste viele Dinge ändern, von der Ernährung bis zur Disziplin, nicht immer online sein zu müssen. Ich hatte mir einfach zu viel zugemutet und musste mir mehr Pausen gönnen. Du musst achtsam sein mit dir selber in deinem Beruf. Man kann als Trainer sehr leicht täglich 15 oder 18 Stunden arbeiten, aber das ist nicht sinnvoll. Da habe ich viel verändert, nehme jetzt Auszeiten und delegiere mehr. Seitdem fühle ich mich deutlich wohler.“