trainingslagerfazit Extremst und rigoros: Zehn Erkenntnisse aus Abu Dhabi
Zehn Tage verbrachte Bundesligist RB Leipzig in Abu Dhabi. Heute fliegt die Reisegruppe zurück nach Deutschland. Diese Themen waren die Schwerpunkte des Camps am Persischen Golf:
Zehn Tage verbrachte RB Leipzig in Abu Dhabi am Persischen Golf. Es war das erste Wintertrainingslager der Sachsen nach dem in Portugal Winter 2016/2017. Das Wetter war bestens, mit Sonne, manchmal Niesel und Temperaturen um die 24 Grad.
Leipzigs Trainer schwärmt
Die Herberge nobel, der Trainingsplatz professionell gepflegt und der Blick auf die Scheich-Sayed-Moschee gegenüber gerade am Abend spektakulär. Das Morgenland in seiner opulentesten Version. "Das war eines der besten Trainingslager, das ich hatte", schwärmte Trainer Marco Rose am Abend vor der Reise.
Heute mittag um 13 Uhr fliegt die Reisegruppe aus Germany zurück nach Leipzig. Diese Erkenntnisse aus dem Camp in den Vereinigten Arabischen Emiraten nimmt der Klub mit heim:
Ach, Christo! Zwei Tests hat RB auf seinem Trainingsplatz gespielt. Beim zweiten gegen den Arabia FC aus Dubai, zweite Liga, gab's ein feines 15:0. Wollte danach aber niemand zu hoch hängen. Der erste ging verloren. Bitter, weil gegen den Tabellennachbarn aus Frankfurt. Der hat in der zweiten Hälfte mal eben Vizeweltmeister Kolo Muani von der Bank gebracht. Prompt gab's zwei Gegentore. Auf der Gegenseite machte auch Ex-Frankfurter Andre Silva zwei Treffer, aber es gab keinen, der ihn ersetzen konnte. Nkunku fällt bis Ende Februar aus, so Roses Prognose im Traininsglager. Man konnte es spüren, bitter für RB. Bis Ende Februar vergehen sieben Partien (sechs in der Liga, eines im Pokal).
RB-Duell: Raum oder Angeliño
Timo is back! Timo Werner hatte sich vor der WM das Syndesmoseband gerissen, Turnier adé. Jetzt ist er zurück, schneller als von seinen Ärzten angenommen. In Abu Dhabi hat er bereits wieder mit der Mannschaft trainiert. Rose will ihm gegen Mlada Boleslav am Sonnabend (14.1.) eine Halbzeit zum Proben geben. Danach ist er vielleicht eine Startelfoption für die Partie gegen die Bayern (20.1.).
Malheur mit Folgen. Im Urlaub nach einer vermurksten WM verletzte sich David Raum am Sprungegelenk. Damit war die Vorbereitung auf den Restart der Saison im Eimer. Der Linksverteidiger war trotzdem mit im Camp, konnte aber nur individuell und ohne Ball trainieren. Er dürfte keine Option für das Bayern-Spiel sein, es sind ja nur noch neun Tage. Und im Sommer kehrt Angeliño von einer Leihe zurück. Es wird spannend, zu beobachten, wie Raum mit der Situation umgeht. Seine Hinrunde war durchwachsen.
>>> Lesen Sie hier: So geht es für RB Leipzig nach dem Trainingslager weiter
Ne, Josko! Max Eberl war erstmals nah dran am Team. Als er im Dezember seinen Job angetreten hatte, waren alle im Urlaub gewesen. Durch die Flure der gigantischen Hotelloby streifte der neue Sportchef meist mit einem buddhistischen Lächeln. Beim Thema Josko Gvardiol wurde er rigoros. Der Kroate, mittlerweile einer der Jungstars des Weltfußballs nach achtbaren Spielen bei der WM, würde im Sommer gern weg. Blöd nur, dass sein Vertrag bis St. Nimmerlein, sprich 2027 läuft. Eberl sagte deshalb mit Autorität: "Im Winter verlässt er uns auf gar keinen Fall. Sommer 2024 ist auch nicht unsere Intention. Wir planen mit Josko definitiv für die nächsten anderthalb Jahre."
RB Leipzig: Wohin zieht es Laimer?
Tee mit Honig! An Eberls erste Auftritte im Trainingslageroutfit von RB musste man sich erstmal gewöhnen. 23 Jahre lang war der neue Sportchef Macher bin Gladbach gewesen, davor ja auch noch sechs Jahre Spieler. Am Ende des Camps wirkte es, als wäre es nie anders gewesen. Der neue Sportchef war oknipräsent: auf dem Trainingsplatz, in der Lobby, am Telefon, im Gespräch mit Ex-Boss Mintzlaff, mit Spielern und Trainerstab. Immer gut gelaunt, mit fast schon fernöstlicher Gelassenheit, beim Gespräch mit RBlive trank er Tee mit Honig. Dem Vernehmen nach bastelt er bereits an einem ersten Transfer. Im Blick: Manu Koné, 21. Den Franzosen hat Eberl selbst nach Gladbach geholt. Er soll Konrad Laimer ersetzen.
Konny ante portas! Laimer wird RB ziemlich sicher verlassen. Zwar wollte Eberl den Österreicher nochmal "emotional packen", sagte aber auch: "Konny weiß, wie gut er ist und was der Markt gerade hergibt." Vermutlich zieht es den 25-Jährigen zum FC Bayern. Es sollen aber auch noch zwei andere Vereine im Rennen sein. Bis Ende Januar will er sich entschieden haben. Dann soll der ablösefreie Wechsel im Sommer verkündet werden.
A donde vas, Dani? Wohin verschlägt es Dani Olmo? Dessen Vertrag läuft 2024 aus. Geld für den Spanier gäbe es also nur noch in diesem Sommer. Eberl arbeitet an einer Verlängerung. Vermutlich wird es die geben, nach Werner- und Nkunku-Muster. Nochmal zwei Jahre drauf, mehr Geld und eine Ausstiegsvereinbarung für 2024 für 30 bis 40 Millionen Euro. Wäre kleines Geld für den spanischen Nationalspieler, dafür aber müsste man im Sommer kein neues Team bauen.
Rose und Eberl: den Nachwuchs im Blick
Essen gut, Menschen freundlich! Rose war nicht nur happy, sondern in seiner RB-Version. Und die bedeutet: extremst happy. Die nicht existente Steigerung von extrem stammt von Oliver Mintzlaff. So ziemlich jeder bei RB benutzt sie. Alles verlief nach Wunsch des Trainers. Es wurde viel, oft zwei Mal am Tag geknüppelt, dazwischen gab es aussagekräftige Tests. Der Trainer hob die exzellente Stimmung im Kader, Spieler, Staff, Betreuer, sogar Medien hervor, lobte Land, Klima und Leute. So gut, sagte er, habe ihm ein Vorbereitungscamp selten gefallen. Ob es sich verfängt, werden die ersten Spiele zeigen. Es geht ja gleich Schlag auf Schlag. Eine gute Chance, um stante pede auf die Welle zu kommen, so wie zuletzt. "Wir müssen schnell Rhytmus aufnehmen", sagte dazu der Coach.
Den Nachwuchs im Blick: RB hatte sechs Feldspieler aus dem Nachwuchs mit in Abu Dhabi: Max Voigt (18), Ohene Köhl (18), Daniel Ihendu (17), Aris Bayindir (15), Yannik Eduardo (16) und die zwei Keeper Jonas Nickisch (18) und Oskar Preil (19). Rose war angetan von ihrem Engagement, alle durften in den Testpartien ihre Reife testen. Vor allem Eduardo und Bayindir waren auffällig, vor allem gemessen an ihrem Alter. Jetzt kehren sie zu ihren Nachwuchsteams zurück. "Die haben ja auch Schule", meinte Rose. Das sei "auch wichtig." Es tut sich auf jeden Fall was in Sachen Ausbildung. Eberl, früher in Gladbach Nachwuchskoordinator gewesen, will die NLZ-Entwicklung zur Chefsache machen. Pläne, eine zweite Mannschaft aufzumachen, liegen auf seinem Schreibtisch.
Fans in der Wüste: Kaum zu glauben, aber wahr: RB hat einen Fanklub in den Emiraten. Er nennt sich "Desert Bulls" und wird von sechs Mitgliedern betrieben. Die meisten stammen aus Chemnitz und sind Expats in den Emiraten. Zweimal waren sie zu Besuch samt Kindern. Während die Eltern mit Eberl, dem Trainer und Spielern plauderte und sich vom Kader ein Banner unterschreiben ließen, beschäftigte sich David Raum fast eine halbe Stunden mit den Knirpsen. Der angeschlagene Nationalspieler hatte aber auch Zeit dafür.