Kommentar zum Transferfenster bei RB Wechselstrategie wirft Fragen auf
RB wappnet sich mit den Winterwechseln für die Zukunft. Doch die erste Wechselperiode unter der Alleinverantwortung von Marcel Schäfer ist nicht vollends stimmig, schätzt RBlive-Reporter Ulli Kroemer ein.
Leipzig – So viel Bewegung gab es am letzten Transfertag der Winterwechselperiode noch nie. Gleich vier Transfers wurden auf den letzten Metern abgewickelt. Insgesamt haben die Leipziger mit André Silva, Eljif Elmas und Nuha Jatta drei Spieler abgegeben. In Ridle Baku (26/VfL Wolfsburg), Tidiam Gomis (18/SM Caen) und Kosta Nedeljkovic (19/Aston Villa) sind drei neue Akteure dazugekommen. Zahlenmäßig ist der Kader also konstant geblieben, was Trainer Marco Rose gefordert hatte.
Die Abgänge von Elmas und Silva waren alternativlos und hätten wie bei Silva bereits im Sommer erfolgen sollen; Jatta bekam nie eine Chance, sich bei den Profis zu zeigen. Ob die Serie A da das richtige Level ist, um sich in der Fremde durchzusetzen, ist fraglich, bleibt aber abzuwarten.
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Rechts-links-Unwucht in der Abwehr
Fraglicher ist die Wechselpolitik bei den Zugängen – die fixe Verpflichtung von Xavi Simons, die hier eigens eingeschätzt wurde, einmal außen vorgelassen. In Ridle Baku und Youngster Kosta Nedeljkovic hat RB im Winter nun gleich zwei Spieler für die Rechtsverteidigerposition geholt; im Sommer war bereits Lutsharel Geertruida gekommen. Von allen Spielern hieß es, dass sie ein Pendant zu David Raum auf der anderen Flanke bilden sollen.
Doch bei Geertruida stellte sich heraus, dass er für den offensiven Part nicht recht taugt; er ist nun eher als Innenverteidiger eingeplant. Bei Baku hingegen ist die Verteidigungsleistung zu schwach, sodass er nun eher fürs rechte, offensive Mittelfeld vorgesehen ist. Nun also ein dritter Versuch mit Nedeljkovic. Wenn man so will, mussten nun gleich zwei neue Spieler her, um den verletzten Benjamin Henrichs für vier Monate zu ersetzen.
Für die linke Seite hingegen hat RB Leipzig weiter keinen Ersatz für David Raum. Sollte sich der Mentalleader erneut verletzten, müsste wieder improvisiert werden. Mit vier bis fünf Spielern für die Rechtsverteidigerposition und nur einem Spezialisten für die linke Seite besteht weiterhin eine gewisse Unwucht in der Abwehr.
Offensive bleibt auf Kante genäht
Dazu haben mit Elmas ein offensiver Mittelfeldspieler und in Silva ein Mittelstürmer den Klub verlassen. Als Ersatz wurde lediglich der blutjunge Gomis verpflichtet, der Anlaufzeit brauchen wird und aktuell keine Hilfe ist. Wo ist also der erhoffte Herausforderer für Lois Openda, der sich in der Formkrise befindet, aber mangels Alternativen immer spielen muss? Ein Spielertyp vom Schlage eines Noah Okafor hätte dieser Herausforderer sein können.
Dass er nicht verpflichtet wurde, wenn er möglicherweise bis März an seiner Verletzung laboriert hätte, war die richtige Entscheidung. Doch dann hätte Ersatz beschafft werden müssen. Und auch im offensiven Mittelfeld gibt es nun in Xavi Simons, Christoph Baumgartner und Antonio Nusa lediglich drei Spezialisten für zwei Positionen. Die Offensive bleibt auf Kante genäht.
Überhaupt: Um die aktuellen Probleme des Teams in der Rückrunde zu beheben, werden die Zugänge bis auf Baku kaum helfen können. Beide Teenager brauchen auf diesem Niveau Eingewöhnungszeit. Dass Sportchef Marcel Schäfer den Kader für die Zukunft wappnen will, ist nachvollziehbar und RB-like, verschafft Rose aber gerade kaum neue Optionen, auf die er im Kampf um den DFB-Pokal-Titel und die Champions-League-Plätze zählen kann.