RB Leipzig„Schwimmend unterwegs”: Wie Nagelsmann Emil Forsberg bei RB Leipzig neu erfand
Eine Sache hat bei RB Leipzig bereits Tradition. Für die wirklich wichtigen Tore ist Emil Forsberg zuständig. Der Siegtreffer zum 2:1 gegen Paris Saint-Germain und die damit massiv gestiegenen Chancen auf ein Weiterkommen in der Champions League war das neueste Kapitel in der Reihe. „Das war ein wichtiger Sieg für uns, ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir haben mit Mut gespielt, wir waren hungrig. Jetzt wollen wir auch in Paris gewinnen. Wir haben immer Bock auf Siege”, sagte der überragende Forsberg. Ein Erfolg in Paris wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Vorentscheidung im Kampf um den Einzug in das Achtelfinale.
Der schwedische Edeltechniker glänzte bei der geglückten Revanche für die Halbfinale-Niederlage aus der Vorsaison einmal mehr in seiner neuen Rolle als hängende Spitze, die ihm Trainer Julian Nagelsmann seit einigen Wochen verordnet hat. Erst war Forsberg an der Entstehung des Ausgleichs durch Christopher Nkunku beteiligt, dann setzte er PSG-Verteidiger Presnel Kimpembe so unter Druck, dass der den Ball im Strafraum mit der Hand spielte. Und Forsberg per Elfmeter zum Matchwinner avancierte.
Forsberg: „Ich bin kein richtiger Stürmer”
„Ich bin eigentlich kein richtiger Stürmer. Aber der Trainer gibt mir immer gute Tipps”, erklärte Forsberg. Dass er der Mann für wichtige Tore ist, hat der seit Januar 2015 in Leipzig kickende Spielmacher schon oft bewiesen. Im Mai 2016 schoss er RB gegen den Karlsruher SC mit 1:0 in Führung und die Leipziger beim 2:0-Erfolg in die Bundesliga. Gut ein Jahr später sorgte er gegen die AS Monaco für das erste RB-Tor in der Champions League. Im vergangenen Jahr bescherte Forsbergs Doppelpack gegen Benfica Lissabon dem Klub den erstmaligen Einzug in die K.o.-Runde der Königsklasse. Und in dieser Saison erzielte er das 700. Tor für RB seit der Gründung – ein Mann für die historischen Tore.
Doch um sich seinen Platz im aufgemotzten Kader von Leipzig langfristig zu sichern, musste sich Forsberg neu erfinden. Oder besser gesagt: Nagelsmann erfand Emil Forsberg 2.0. In der neuen Rolle als falsche Neun ist der skandinavische Freigeist wieder immens wichtig für die Mannschaft. „Emil ist sehr viel unterwegs, sehr schwimmend und schwer zu greifen”, lobte Nagelsmann. „Er hat viele Bälle vorn gehalten, Fouls gezogen und viel Gefahr ausgestrahlt. Er ist einfach ein guter Fußballer.” Mit Forsberg im Sturmzentrum lieferte Rasenballsport die überzeugendsten Spiele ab. „Ich mag es, wenn wir viele ballsichere Spieler auf dem Platz haben”, erklärte Nagelsmann.
Tuchel: „Mannschaften wie Ajax, Liverpool, Leipzig”
Und vor allem hat Forsberg in Dani Olmo einen kongenialen Partner gefunden. „Es ist einfach gut, wie die beiden zusammenspielen. Diese Konstellation wird es in dieser Saison sicher noch ein paar Mal geben”, sagte Nagelsmann. Mit Forsberg als zentralen Angreifer und dem Dribbler Olmo daneben fehlt Leipzig zwar die Kopfballgefahr, doch laut Nagelsmann „sind auch mal andere Dinge gefragt”.
Dass zeigte sich gegen das ersatzgeschwächte PSG, wo Forsberg und Olmo die Abwehr der Franzosen nach einer schwierigen Anfangsphase letztlich immer wieder unter Stress setzten. Auch Thomas Tuchel zeigte sich von der RB-Spielweise beeindruckt - und setzte zum großen Vergleich an. „Es gibt Mannschaften wie Ajax, Liverpool und Leipzig, die sehr körperlich spielen, und man muss das einfach akzeptieren. Es ist schwierig, ein Spiel gegen so eine Mannschaft zu kontrollieren”, sagte der 47-Jährige.
Doch Forsberg ärgerte das Topteam aus Paris spielerisch, nicht körperlich. Nach der schwierigen Vorsaison und der Enttäuschung für den Spielmacher, dass er beim Champions-League-Turnier in Lissabon viel auf der Bank saß, ist es eine durchaus bemerkenswerte Entwicklung, dass der Routinier nun wieder Spiele entscheidet.