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RB Leipzig„Unterschiedliche Menschen, ähnlicher Fußball”: Hoeneß will kein Nagelsmann-Zwilling sein

Von Ullrich Kroemer 16.12.2020, 01:27

Wenn RB Leipzig an diesem Mittwochabend in Sinsheim bei der TSG Hoffenheim gastiert (20.30 Uhr), ist das nicht nur für RB-Trainer Julian Nagelsmann ein Rendezvous mit der Vergangenheit. Auch sein Hoffenheimer Kollege Sebastian Hoeneß trifft auf seinen Ex-Klub. Von 2014 bis 2017 lernte der Sohn von Dieter Hoeneß und Neffe von Uli Hoeneß das Trainer-Handwerk von der Pike auf in Leipzig.

Der damalige Nachwuchsleiter Frieder Schrof und Sportdirektor Ralf Rangnick hatten das Trainertalent bei der U19 von Hertha 03 Zehlendorf entdeckt. Bei Rasenballsport betreute der Mann mit einem der prominentesten Namen im deutschen Fußball erst die U16 und danach das U17-Bundesligateam der Leipziger. Zuvor hatte er als Scout während seiner Fußballlehrer-Ausbildung am Cottaweg hospitiert. Prägende Jahre für seine Entwicklung als Trainer.

Uli Hoeneß hatte Bedenken, seinen Neffen Sebastian zum FCB zu holen

„Die Trainerausbildung in Leipzig hat fachlich sehr hohes Niveau, da habe ich inhaltlich was Spielphilosophie und Taktik angeht, viel mitgenommen, aber auch viele Experten um mich gehabt, die mir in Mannschaftsführung und Pädagogik viel vermittelt haben”, erinnert sich Hoeneß auf MZ/RBlive-Nachfrage. „Und ich habe ein Umfeld vorgefunden, in dem ich gern gearbeitet habe.” Er blicke gern auf die Zeit in Leipzig zurück. Mit einigen früheren Kollegen bei RB hat Hoeneß heute noch Kontakt.

Seine Arbeit begeisterte auch Bayern-Trainerikone Hermann Gerland, die ihn gegen den Willen von Onkel Uli nach Bayern lotste. Der „Tiger” musste den damaligen FCB-Präsidenten erst überzeugen, dass es klug ist, mit dem Namen „Hoeneß” in München Karriere machen zu wollen. Doch nach zwei Jahren bei der U19 empfahl er sich als Drittliga-Meister mit den Bayern-Bubis für höhere Aufgaben. Hoeneß formte Talente wie Joshua Zirkzee und Jamal Musiala, die heute im Profikader für Furore sorgen und heuerte bei der TSG Hoffenheim als Nachfolger von Alfred Schreuder an.

Sebastian Hoeneß: „Bundesliga ist turbulent und spannend”

Sein erstes halbes Jahr als Trainer im Oberhaus bezeichnet er als „turbulent und spannend. In diesem halben Jahr ist enorm viel passiert. Das macht Spaß, ist aber sehr anspruchsvoll”, betont er. Mit kuriosen Spielverläufen, vielen Verletzten, einem Corona-Ausbruch im Team und zuletzt der Benachteiligung durch den Schiedsrichter beim 1:4 in Leverkusen, das Hoeneß und die Hoffenheimer noch immer aufregt, erlebte der Bundesliga-Trainernovize ein aufregendes erstes Saisondrittel mit vielen Aufs und Abs. „Über die ersten sechs Monate könnte man schon ein Büchlein schreiben”, sagt Hoeneß. Nach elf Spielen hat die TSG in der Liga zwar erst zwölf Punkte auf dem Konto, reüssierte aber in der Europa League und überwintert nun erstmals international.

Nagelsmann imponiert die Arbeit seines Nach-Nachfolgers. Der 33-Jährige attestiert seinem fünf Jahre älteren Pendant „herausragende Arbeit”, lobt ständige „Grundordnungswechsel innerhalb eines Spiels sowie zwischen Defensive und Offensive” und lobt die Hoffenheimer Spielidee als „sehr variabel mit sehr guten gegnerspezifischen Ideen”. Klingt alles schwer nach Elementen, die auch Nagelsmann selbst pflegt. „In der Liga haben sie deutlich zu wenig Punkte, weil sie viele gute Spiele gemacht, die sie teils unglücklich verloren haben und mehr Punkte verdient hätten”, schätzt der Leipziger Erfolgscoach ein.

Hoeneß demütiger und weniger forsch als Nagelsmann

Doch Hoeneß möchte nicht als Nagelsmann-Zwilling dargestellt werden, betont auch Unterschiede zwischen beiden. Im September verabredeten sich die Vorreiter einer gemeinsamen Trainerschule am Rande der Trauerfeier für den verstorbenen TSG-Präsidenten Peter Hofmann und unterhielten sich über Privates und Fußball. Hoeneß‘ Fazit: „Wir haben uns ganz gut verstanden, sind unterschiedliche Menschen mit sehr ähnlichen Vorstellungen von Fußball.”

Hoeneß tritt eine Spur leiser und demütiger, weniger forsch und breitbeinig auf und wirkt so in der Öffentlichkeit deutlich sympathischer als sein Onkel und sein Vater. „Sie sind mit Topmotivation durch die Euro League geflogen und werden auch in der Liga wieder in die Spur finden”, ist sich Nagelsmann sicher, „allerdings nicht an diesem Spieltag!” (RBlive/ukr)