Vertragsverlängerung aufgeschoben Antwort von Tedesco gibt Rätsel auf
Bevor Domenico Tedesco nach dem Pokalcoup des Nachts gegen zwei Uhr durch den Nebeneingang in den Charlottenburger Party-Club The Pearl schlüpfte, gab er noch ein kurzes Interview. ZDF-Mann Béla Réthy sprach den Trainer von RB Leipzig auf die offenbar stimmige Symbiose zwischen ihm und dem Klub an. „Es hat mich gefreut, hier Trainer sein zu dürfen”, antwortete der RB-Coach. Der 36-Jährige formulierte im Perfekt, nicht im Präsens, als sei das Kapitel RB nun für ihn abgeschlossen. Er merkte selbst, dass der Satz seltsam klang und schob hinterher: „Von Beginn an.”
Das mag ein Versprecher im Siegestrubel gewesen sein. Doch es fiel auf, dass sowohl RB Leipzig als auch Tedesco selbst das Thema Vertragsverlängerung rund um die Feierlichketen auffällig aussparten. Beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt etwa verkündete Klubchef Oliver Mintzlaff, dass er unbedingt mit Marcel Halstenberg verlängern wolle. „Wir lassen dich eh nicht vom Hof”, rief er dem Routinier vor versammelter Mannschaft und den Honorationen der Stadt entgegen. „Mir ist wichtig Dir zu sagen, dass du einen wichtigen Anteil an dem Weg hast, den RB Leipzig gegangen ist.”
Nur OB Jung spricht öffentlich Zukunft von Tedesco bei RB Leipzig an
Die Zukunft von Trainer Tedesco, der den Titelcoup perfekt gemacht hat, war hingegen nur in der Ansprache von Oberbürgermeister Burkhard Jung nur kurz Thema. Das Stadtoberhaupt sagte: „Herr Tedesco, ich hoffe, sie bleiben uns noch lange erhalten.” Doch Mintzlaff, der kurz danach im Festsaal des Alten Rathauses ans Mikrofon trat, nahm die Steilvorlage des OB nicht auf. Auch später, als er auf der Festwiese über die Zukunft des Teams gefragt wurde, war die Vertragsverlängerung mit dem wichtigsten Angestellten kein Thema.
Wie die Sport-Bild nun berichtet, soll der Klub bereits versucht haben, Tedesco länger zu binden. Doch der mochte nicht voreilig verlängern sondern zunächst die Saison analysieren, die kommende Spielzeit beginnen und abwarten, wie die Zusammenarbeit mit dem neuen, ominösen Sportdirektor aus dem Ausland verläuft. Nach RBlive-Informationen gehen zunächst alle Beteiligten in den Urlaub. Die Vertragsverlängerung habe Zeit, heißt es. Möglich, dass man sich erst während der WM in Katar im Winter zusammensetzt. Als er im Dezember anfing, mochten ihm die RB-Bosse nur einen ungewöhnlich kurzen Vertrag bis 2023 geben – kein Zeichen übermäßigen Vertrauens. Nun will zunächst der Trainer mal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Und das trotz des Titels.
Trainer-Vertrag war schonmal Dauerthema bei RB Leipzig
RB hat schon einmal schlechte Erfahrungen mit dem Vertragsverlängerung-Wechselspiel zwischen Vereinsführung und Trainer gemacht. Erst wollte der Klub mit Ralph Hasenhüttl verlängern, der hörte sich aber ein Angebot des FC Bayern an. Als dann Hasenhüttl im Frühjahr verlängern wollte, mochte damals Ralf Rangnick nicht mehr und wollte nach dem für die Klubspitze enttäuschenden Rang sechs zunächst abwarten und mit dem Coach ins letzte Vertragsjahr gehen. Das Thema waberte ein halbes Jahr in der Öffentlichkeit, am Ende trennte man sich bekanntlich.
Daher dürfte Rasenballsport daran gelegen sein, dass Tedesco möglichst schnell verlängert. Doch was der Coach vorhat ist ungewiss. Sein Berater kommt aus dem familiären Umfeld.