Arbeit in der Sommerpause Großer Umbruch aufgeschoben? Das sind die vier RB-Kaderbaustellen
Der Kader eines Profi-Fußballteams in der Sommerpause gleicht einem Haus in der Renovierungsphase. Projekte werden ausgemacht, Teile werden ausgetauscht und Neuanschaffungen getätigt, damit das Gesamtbauwerk zu Beginn der neuen Saison wieder glänzt.
RB Leipzig beschäftigt sich in diesem Sommer vor allem mit vier Bauprojekten:
1. Ersatz für Christopher Nkunku
Zwei Spielzeiten lang war Christopher Nkunku Leipzigs bester Schütze. Vorvergangene Saison schoss er in 52 Partien 35 Tore und legte 20 auf, in dieser waren es 23 Treffer und neun Assists in 36 Spielen. Das ist das Anforderungsprofil für seinen Nachfolger.
Dem Anschein nach ist dieser schon gefunden. Lois Openda soll die Rolle künftig übernehmen. Der 23 Jahre alte Belgier ist Stürmer beim Zweiten der französischen Meisterschaft, RC Lens, für de er in dieser Saison 21 Mal in 42 Spielen traf. Wie es heißt, sind sich RB und Openda einig. Er soll seinen Wechselwunsch hinterlegt haben. Um die Ablöse wird aktuell verhandelt. Die Sachsen sind bereit, 30 Millionen Euro zu zahlen, Lens soll über 40 fordern.
„Mit seinen Qualitäten kann er sich in jedem Verein durchsetzen“, schätzte der frühere RB-Coach Domenico Tedesco, jetzt Opendas Trainer im belgischen Nationalteam. „Ich würde mich freuen, wenn er diese Hürde nimmt.” Einziges Manko: Openda (Top-Speed 32,6 km/h) ist nicht ganz so schnell wie Nkunku (35km/h). Daher wünscht sich Trainer Marco Rose zusätzlich noch einen Flügelstürmer mit Toptempo.
2. Rechtes Mittelfeld
Mit der bevorstehenden Verpflichtung von Christoph Baumgartner hat RB den Kader auf der sensibelsten Kaderstelle – auf den beiden Spielmacher-Positionen – bereits gut verstärkt. Als Dani Olmo ausfiel, ging Rasenballsport im Winter und Frühjahr auf dem Zahnfleisch.
Doch Manager Max Eberl steht vor der Herausforderung, noch einen weiteren Zehner zu besorgen, falls Dominik Szoboszlai seine Ausstiegsklausel bis zum 15. Juli zieht und RB gen Newcastle verlässt. Als ein Kandidat gilt der 20-Jährige Fabio Carvalho, der beim FC Liverpool zu wenig Einsatzzeit hatte. Ein Toptalent mit viel Potenzial, der perfekt zur Leipziger Transferstrategie passt.
3. Linke Abwehrseite
Die beiden Positionen hinten links sind mit drei Spielern besetzt: Die Linksfüße Josko Gvardiol, David Raum und Marcel Halstenberg stehen RB-Coach Rose zur Verfügung.
Nur: Halstenbergs Vertrag läuft 2024 aus, er wird im September 32. Gvardiol, 21, ist möglicher Verkaufskandidat, wenn ein Interessent an die 100 Millionen Euro für den WM-Dritten bietet. Und Raum, 25, konnte in seinem ersten RB-Jahr das Hoffenheim-Niveau als bester Flankengeber der Liga nicht annähernd halten.
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Vor allem die defensive Außenbahn ist ein Problemfeld. Zwar kommt Angeliño von einer TSG-Leihe zurück, doch er gleicht Raum zu sehr im Profil. Nach vorn okay, teils Spitzenklasse, nach hinten aber anfällig bei dribbelstarken Stürmern. Ein Innenverteidiger, der entweder Gvardiol oder Halstenberg ersetzen und auch auf der Flanke spielen könnte, würde RB selbst in der Rolle eines Perspektivspielers guttun.
4. Die Altverträge
Die Kontrakte von vier altgedienten RB-Spielern laufen 2024 aus: Die Zukunft von Lukas Klostermann, Halstenberg, Yussuf Poulsen und Kevin Kampl ist ungewiss. Noch im Frühjahr galten alle als Kandidaten für Abgänge. Doch diese Einschätzung ist nach der letzten Saisonphase nicht mehr zu halten.
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Das Quartett stand in den letzten Spielen, als es um die Champions League und den DFB-Pokal ging, seinen Mann. Gerade Klostermann und Poulsen ragten im DFB-Pokal-Finale sogar heraus. „Ich lerne jetzt gerade Menschen in Extremsituationen unter Druck intensiver kennen. Wir haben Erkenntnisse gewonnen und können Schlüsse daraus ziehen”, sagte Eberl.
Heißt übersetzt: Klostermanns Vertrag wird nun wohl doch verlängert; auch Poulsen will nicht weg und darf wohl zunächst bleiben. Kampl ist für das Teamgefüge immens wichtig; und ob Halstenberg Champions League mit RB gegen 2. Liga mit Hannover eintauschen möchte, ist auch höchst fraglich. Sieht ganz so aus, als müsste Baumeister Eberl mit dem kompletten Umbruch noch etwas warten.