RB Leipzig"Sie treten den Verbänden in die Eier": Fans schießen in Bochum-Podcast gegen RB Leipzig
RB-Leipzig-Talk bei den Fans des VfL Bochum: Die Macher des Podcasts "Immer wieder VfL" beschäftigen sich in einer Sonderfolge mit "Red Bull Leipzig", wie sie den Klub mit Verweis auf den Gründerkonzern und Hauptsponsor nennen. In der 60-minütigen Talkrunde mit Gast Volker Rechberger (2006 bis 2011 Vorstand bei SV Austria Salzburg) zieht die Runde ordentlich gegen den Brauseklub vom Leder. Kritik? "Es gibt so viel, was man dazu sagen könnte, da würde eine Folge gar nicht reichen."
Die Schelte richtet sich unter anderem gegen die Leipziger Vereinsstruktur und die fehlende Fanmitbestimmung, den 100-Millionen-Euro-Schuldenerlass durch Red Bull sowie das umstrittene Filialsystem mit Ablegern in Österreich, Deutschland, Brasilien und den USA. "Die betreiben systematische Wettbewerbsverzerrung", schimpft Rechberger. Damit könnten sie die Spieler hin und her schieben und ihnen je nach Konstellation "immer einen Vorteil bieten". 20 Spieler gingen bislang den Weg von Salzburg nach Leipzig.
Seine Kritik am "kreativen Auslegen von Verbandsstatuten" durch RB, etwa beim umstrittenen Wechsel Marcel Sabitzers von Rapid Wien - über den Leih-Umweg Salzburg - im Jahr 2015, unterstreicht der Österreicher recht derbe: "Mit vollem Anlauf aus zehn Metern laufen die los und treten den Verbänden einmal richtig kräftig in die Eier."
Bochum-Podcast: RB Leipzig nach Rückzug von Red Bull "mausetot"?
Allerdings sind einige andere Argumente der Bochumer Runde recht klischeebehaftet und stammtischverdächtig. So ist Rechberger sicher, dass RB Leipzig im Falle eines möglichen Rückzugs von Red Bull als Hauptsponsor "mausetot" wäre. Angesichts des inzwischen breit aufgestellten Sponsoren-Pools und der Anziehungskraft eines Champions-League-Klubs auf potenzielle Geldgeber ist diese Prognose durchaus mutig.
Später sagt Rechberger voraus, RB Leipzig könne nichts dagegen tun, sollte die Konzernzentrale in Fuschl in der Premier League einen neuen Bullen-Verein gründen, zur Nummer eins in der Klubhierarchie erklären und fünf RB-Profis quasi auf die Insel befehligen. Das unterstellt die völlige Unmündigkeit der Spieler im Red-Bull-Kosmos. So muss BVB-Star Erling Haaland, den RB liebend gern nach Sachsen geholt hätte, den Leipzig-Marschbefehl aus der Zentrale offenbar ignoriert haben. Und scheiterte Leipzig vor Jahren nicht auch am Transfer für einen gewissen Sadio Mané aus Salzburg, weil der seine Zukunft woanders sah?
Kritiker von RB Leipzig: Verein "scheißt auf die Fans"
Die Aussage, RB würde "im Grunde auf die Fans scheißen" ist ebenfalls arg vereinfachend. Dass der 2009 gegründete Verein strukturell eher wie ein Wirtschaftsunternehmen aufgestellt ist und fast keine stimmberechtigten Mitglieder hat, ist unbestritten. Auch dass es immer wieder Reibereien - vor allem zwischen der aktiven Fanszene und dem Klub - gab, ist kein Geheimnis. Das Thema (mangelnde) Mitbestimmung war einer der Konfliktpunkte.
Nichtsdestotrotz tauschen sich der Klub und Fanvertreter regelmäßig aus. Und die Stadiongänger dringen mit ihren Anliegen sogar hin und wieder durch, wie die kürzlich angekündigte Umrüstung der Red-Bull-Arena auf rote Sitzschalen zeigt. Seit Jahren ein Herzenswunsch vieler RB-Anhänger.
Fazit: Im VfL-Podcast werden einige durchaus nachvollziehbare Kritikpunkte an RB Leipzig aufgegriffen, jedoch häufig arg zugespitzt und holzschnitzartig formuliert. Ein Hörgenuss nur für stramme RB-Kritiker.